Der Germanist, Politologe, Feuilletonchef und Literaturkritiker Volker Weidermann vermittelt in seinem 2014 erschienenen Roman „Ostende 1936, Sommer der Freundschaft“ die Stimmung der deutschsprachigen Exilschriftsteller Stefan Zweig, Joseph Roth, Irmgard Keun, Egon Erwin Kisch mit Frau, Ernst Toller, Arthur Koestler, Willi Münzenberg, und Hermann Kesten , die in dem belgischen Badeort Ostende im Sommer 1936, drei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, als Exilgemeinschaft zusammentreffen.
Die Literaten sind vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen und verbringen einen gemeinsamen Sommer am Meer mit Feiern, Trinken, Schreiben, Liebe und innerer Verzweiflung. Denn in ihrem Heimatland Deutschland werden sie verfolgt, ihre Bücher sind verboten und wurden z. Teil verbrannt.
Dieser Roman fängt die Ferienstimmung des Seebades an der Nordsee ein, zeichnet ein kenntnisreiches Porträt der Schriftsteller und spiegelt die Hoffnung, das Heimweh und die Verzweiflung der aus Deutschland geflohenen Dichter im Exil wieder.
Im Mittelpunkt des Romans stehen zwei österreichische Schriftsteller. Stefan Zweig, den Millionär, verbindet mit dem mittellosen, 13 Jahre jüngeren Alkoholiker Joseph Roth eine tiefe Freundschaft, obwohl sie in ihrem Lebensstil, ihrem Schreiben und in ihren finanziellen Möglichkeiten, sehr konträr sind.

Quelle: http://www.kiwi-verlag.de
. Stefan Zweig ist mit seiner Sekretärin und Geliebten Lotte Altmann angereist.In diesem Sommer werden Roth und Irmgard Keun ein Liebespaar. Von Anfang an verbindet sie nicht nur eine starke sexuelle Anziehungskraft, sondern auch der Alkohol.
„Sie sehen das sofort, sie sind beide erfahrene Trinker, Trinkkünstler, gewandt vor allem auch in der Begründungskunst. Warum das Trinken notwendig ist, zum Leben und zum Schreiben“ (Weidermann, e-Book, Kiepenheuer & Witsch, S. 51).
In einem Brief an Arnold Strauss erklärt Irmgard Keun: „Man muß diesen Gedanken und das Wissen um kommende Sintflut, Krieg usw. verdrängen, wenn man schreiben will. Man kann sonst nicht schreiben. Dazu braucht man Alkohol. Es kommt dabei nur darauf an, gut und weise zu trinken. Ein Künstlerberuf ist nun mal unrettbar, unentrinnbar von Stimmungen abhängig“ (Weidermann, e-book, Kiepenheuer & Witsch, S. 51).
Dennoch liegt über der Sommeridylle ein schwerer Schatten, das Publikationsverbot, die Angst vor Deportation und einem Kriegsausbruch. Die Dichter haben ihre Heimat verloren, sie sind in Belgien im Exil und sie erleben das Erstarken des Faschismus in Deutschland und in Europa, insbesondere auch in Spanien.
Das Buch mit seinen 156 Seiten passt in jede Reisetasche und ist auch als e-book erhältlich. Es vermittelt auf anspruchsvolle Weise Urlaubsstimmung am Meer in Verbindung mit gut recherchierten biografischen und zeitgeschichtlichen Hintergründen.
Ich wähle für die Poeten in Memoriam einen Cocktail aus, der zu dieser Zeit noch nicht erfunden war, aber den alle Sommerfrischler zumindest probiert hätten: Sex on the Beach.
Angeblich wurde der Cocktail im Jahr 1987 in Florida erfunden. Für die Urlaubssaison zum Spring Break, schrieb ein Spirituosenhersteller in Fort Lauderdale einen Wettbewerb für einen Cocktail mit Pfirsichlikör aus. Der Name sollte die Sehnsüchte der Studenten der Spring Break ausdrücken: Sex und Strand. Daher nannte ihn Ted Pizio, der Erfinder des Cocktails, „Sex on the Beach“.

Quelle: Google Images
Glas: Fancyglas, Garnitur: Orange, Strohhalm
4 cl Wodka, 3 cl Pfirsichlikör, 6 cl Cranberrysaft, 6 cl frisch gepresster Orangensaft
Die Zutaten im Shaker auf Eis so lange schütteln bis der Shaker beschlägt, in ein mit Eiswürfel gefülltes Fancyglas gießen. Mit einer Orangenscheibe garnieren.
Liebe Ute,
das Buch ist bestellt, der Urlaub, morgen in einer Woche in greifbarer Nähe, nicht am Meer, aber an der Spree in Berlin …
Wieder ein sehr gelungener Beitrag, der Wissen über Zeitgeschichte und Literatur mit einem passenden Cocktail verbindet.
Danke dafür,
viele Grüße,
Mia
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Liebe Mia,
das Leben jedes dieser Autoren am Strand von Ostende wäre eine Beschäftigung wert… Genieße Deinen Urlaub bei hoffentlich schönem Wetter und vielen Dank für Deine Blog-Treue.
Herzliche Grüße
Susi
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Liebe Ute,
schau mal, das habe ich heute entdeckt, ist das nicht ziemlich eklig und gruselig?
Link: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kanada-gestohlener-cocktail-zeh-wieder-aufgetaucht-a-1154745.html
Verwirrte Grüße,
Mia
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Liebe Mia,
ich kann die Story gar nicht glauben – wer trinkt denn so Etwas? Wo kommen denn die Zehen her? Das ist wirklich supergruselig!
Bin auch verwirrt.
Susi
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Liebe Susi,
um das Buch bin ich immer mal wieder rumgeschlichen, unsicher ob ich mir die Stimmung der aus dem eigenen Land Vertriebenen antun sollte. Nun ist es an der Zeit, es endlich zu kaufen. Danke für diesen Schubs, den es noch gebraucht hat.
Liebe Grüße
Anne
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Liebe Küchenmarie,
ich freue mich schon auf den Austausch über das Buch mit Dir, ein bisschen sperrig ist es in der Sprache schon. Ich habe dieses Mal die E-Book Version gewählt. Mit der ist aber sehr schwer zu arbeiten. Da schlägt die Technik wieder zu. Nach einmal Neustart waren alle meine Markierungen weg!
Herzliche Grüße
Susi
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Liebe Susi,
ich habe das Buch zügig weg gelesen und hatte dabei das Gefühl, die Herrschaften ein Stück durch den Sommer 1936 begleiten zu dürfen. Einerseits fand ich es sehr faszinierend, sich in einer so intellektuellen, aber gleichzeitig auch mit allen Sinnen wahrnehmenden Gesellschaft zu bewegen. Andererseits konnte ich aber das Wissen, um das Weitergehen dieser Lebensgeschichten nicht ausblenden und so war das Lesen auch von einem Hauch Vergänglichkeit und Schicksalsergebenheit begleitet. Schade, dass das Buch so dünn ist. Ich wäre mit den Herrschaften gern noch ein Stück weiter geschlendert.
Du kennst sicher das Buch von Florian Illies „Sommer 1913“. Das hat mich auf ähnliche Weise fasziniert.
Liebe Grüße
Anne
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Liebe Ute, liebe Anne,
ich habe das Buch an einem Abend durchgelesen, der erzählerische Plauderton, den der Autor anschlägt, lässt mich die Zeilen leicht lesen, sehr viel geschichtlicher HIntergrund quasi nebenbei mit erzählt, faszinierend und schockierend zugleich,
liebe Grüße,
Mia
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Liebe Mia,
freut mich, dass Dir das Buch gefallen hat. Vielleicht hast auch Du Interesse am „Buch der verbrannten Dichter“ von Volker Weidermann. Es enthält viele Anregungen, neue Autoren zu entdecken aus jener Zeit.
Herzliche Grüße
Susi
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Liebe Küchenmarie,
wenn Du Interesse an mehr Biografien von Schriftstellern aus dieser Zeit hast, empfehle ich Dir den Sammelband von Volker Weidermann, „Das Buch der verbrannten Bücher“, Kiepenheuer & Witsch, 2008. Das Buch erzählt die Lebensgeschichte aller Autoren, deren Bücher am 10. Mai 1933 verbrannt wurden.
Danke für Deinen Tipp, den „Sommer 1913“ habe ich noch nicht gelesen. Werde gleich mal nach dem Buch fanden…
Beste Grüße
Susi
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Liebe Susi,
das Buch klingt interessant und sehr schwermütig. Bei deiner Cocktail-Empfehlung musste ich wieder herzhaft lachen. Beides sollte am besten gleichzeitig verinnerlicht werden. 🙂
Herzliche Grüße
Ulrike
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Liebe Ulrike,
vielen Dank für Deine positive Rückmeldung. Ich finde die Zeit und die Literaten sehr spannend und was tut man, wenn man sehr, sehr viel Zeit hat?
Herzliche Grüße
Susi
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Liebe Susi,
vielen Dank für die neuste Buchempfehlung. Das Meer, Alkohol, Freundschaft, Schreiben und Melancholie… Das klingt doch vielversprechend.
Den Cocktail würde ich auf jeden Fall probieren. Der klingt wirklich lecker. Und es kann ja nicht immer nur Gin Tonic geben. Oder?
lg. mo…
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Liebe Mo…,
Sex on the beach ist ein Sommerdrink, denn wir bei über 30 Grad jetzt dringend brauchen, der Winter für die Gin-Cocktails wird wieder lang werden.
Herzliche Grüße
Ute
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Liebe Susi,
das Buch klingt faszinierend — ich werde gleich in die Buchhandlung gehen und es mir bestellen. Freue mich auf diese zur Jahreszeit passenden Lektüre.
Danke für diesen interessanten Buchtipp 🙂
Herzlich, Fe.
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Liebe Fe,
vielleicht hast Du schon ein paar Zeilen gelesen, bis wir uns am nächsten Wochenende wiedersehen. Bin auch gespannt, wie Dir der Schreibstil von Weidermann gefällt. Hätte ich mehr Zeit, würde ich mich mit den einzelnen SchriftstellerInnen, die alle in Ostende zusammenkommen, befassen. Ich finde die Charaktere und die Zeit faszinierend.
Herzliche Grüße
Susi
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