Es kann tatsächlich passieren: die Journalisten Meike Winnemuth gewann am 11. Oktober 2010 in Günther Jauchs Sendung „Wer wird Millionär“ 500.000 Euro.



Bereits am 1. Januar 2011 bricht sie auf, ihren Wunschtraum zu verwirklichen: ein Jahr in 12 Städten außerhalb Deutschlands je 4 Wochen in gemieteten Wohnungen zu leben und nicht nach Hause zu kommen.
Die Städte wählt sie intuitiv, spontan und zufällig aus, schreibt sie spontan auf einen Post-it-Zettel.
Wie diese Städte sie berühren und verändern, hat sie in der Reihenfolge der besuchten 12 Cities in ihrem Bestseller in 12 Briefen an 12 verschiedenen Freunde niedergeschrieben. Für dieses Buch habe ich mich entschlossen, den Reiseweg in Meikes Originalton wiederzugeben. Ihre offene, ehrliche Sprache, ihre Wahrnehmungen und Empfindungen geben so den besten Eindruck vom Verlauf und Ergebnis der Reise. Nach jeder Stadt formuliert sie 10 Kernsätze, die sie aus der jeweiligen City mitnimmt und gelernt hat. Ich habe mir jeweils einen davon herausgesucht, der mir besonders gefällt.
Im Januar 2011 hat Meike bereits ihre Hamburger Wohnung vermietet und fliegt allein mit ihren kleinen Laptop und einer neuen Fotokamera nach Sydney in Australien.
Januar: Sydney, Australien – Ein Volltreffer, Meike beherrscht die Sprache, es ist Sommer und das australische Mantra „no worries, mate“ = „kein Problem /alles klar/ gern geschehen/nur die Ruhe/ macht doch nichts, Kumpel“ (Knaus, 2013, S. 27) erzeugen eine völlig entspannte Atmosphäre.
Kernsatz: „Ich schwinge mich von Liane zu Liane, von Zufall zu Zufall und finde es herrlich“ (Knaus, 2013, S. 23).
Februar: Buenos Aires, Argentinien – Meike geht in einen Spanischkurs, versucht vergeblich Tango zu lernen und genießt das Flanieren durch die südamerikanische Metropole.
Kernsatz: „Im Spanischen gibt man sein Alter mit dem Verb tener an – haben, besitzen. (…) Nicht: Ich bin 50 Jahre, sondern: Ich besitze diese 50 Jahre. Sie gehören mir. Das finde ich ein prima Konzept, mit dem Altern umzugehen: indem man es als Eigentum betrachtet. Als Vermögen. nicht als Mangel“ (Knaurs, 2013, S. 48).
März: Mumbai, Indien – Mit der größten Stadt in Indien wird Meike nicht warm, sie fühlt sich durch ihr Verhalten unwohl. „Um heil durch die Straßen zu kommen, muss ich zum Arschloch werden. Zu jemanden, der Bettler missachtet und Händler ignoriert, der einen starren Blick hat, eine kalte Miene und ein gepanzertes Herz“ (Knaus, 2013, S. 55).
Kernsatz: „Bas! heißt Schluss jetzt“. Nützlichste Vokabel in fast allen Situationen“ (Knaus, 2013, S. 75).
April: Shanghai, China – Meike ist fasziniert von den „futuristischen Hochhäusern mit gigantischen Werbevideoschirmen, (…) flackernden Neonzeichen, 24-Stunden-Straßenimbissen“ (Knaus, 2013, S. 81), dem rasanten Wachstum der Stadt und von der Erfahrung, einen Monat auf Sprache verzichten zu müssen. Denn Chinesen können kein Englisch und sie kein Chinesisch. Kernsatz: „Eisernes Gesetz beim Reisen und auch sonst im Leben: Alles mindestens einmal probieren“ (Knaus, 2013, S. 96).
Mai: Honolulu, Hawaii – Auf dieser Insel tut Meike nichts, gar nichts: „Es ist eine veritable Vollbremsung, die ich hier hingelegt habe. (…) Ich liege. Lese. Schlafe am hellichten Tag. Denke gelegentlich darüber nach, dass ich jetzt aber echt mal was unternehmen sollte. Verwerfe es.“ (Knaus, 2013, S. 99).
Kernsatz: „Man darf sein Leben nicht damit verschwenden, Erwartungen zu erfüllen. Nicht mal die eigenen. Es ist erstaunlich, wie wenig man wirklich muss, wenn man mal ernsthaft darüber nachdenkt“ (Knaus, 2013, S. 119).
Juni: San Francisco, USA – In San Francisco fühlt sich Meike so wohl, dass sie ernsthaft überlegt, ihre Planungen umzuwerfen und länger als 1 Monat zu bleiben.
Kernsatz: „Gute Ideen sind oft das genaue Gegenteil des Gültigen und Gängigen. Perspektiv- und Prioritätenwechsel- genau darum geht es in diesem Jahr“ (Knaus, 2013, S. 140).
Juli: London, Großbritannien – Meike taucht in das exzentrische London ein: „Was ich an London so liebe: Für jede bescheuerte Idee finden sich garantiert Tausende von begeisterten Mitmachern“ (Knaus, 2013, S. 146). Am schrägsten finde ich Meikes Erlebnis, im Science Museum an einer „Cockroach Tour“ in eine
m Kakerlakenkostüm teilzunehmen und dabei die Welt des Menschen aus der Sicht von Kakerlaken kennenzulernen.
Kernsatz: „Reisen bedeutet eine Abfolge von ‚Ich hätte nie gedacht, dass ich mal‘ – Momenten -Situationen, die man nicht planen kann, weil man vorher nicht mal im Traum drauf käme (Knaus, 2013, S. 187).
August: Kopenhagen, Dänemark – Meike kennt Kopenhagen aus ihrer Kindheit, hier besuchen sie auch ihre Eltern, daher „Kopenhagen ist wie ein Sorbet bei einem 12-gängigen Dinner, der kleine kühle Zwischengang, der wieder Platz für Neues macht“ (Knaus, 2013, S. 192). Hier reflektiert sie über ihre Vergangenheit.
Kernsatz: „Früher war alles besser? Nein. Morgen wird alles besser. Denn dafür kann man sorgen, das hat man in der Hand. Es sei denn, man ist so blöd, lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück zu wählen“ (Knaus, 2013, S. 201).
September: Barcelona, Spanien – Meike findet sich erst nach einer Woche mit dem Lärm, der Hitze in Barcelona ab. „Diebstahl gilt hier nicht als Verbrechen, sondern als Ordnungswidrigkeit“ (Knaus, 2013, S. 211).
Kernsatz: „Seltsam, dass man aus der Ferne oft besser sieht, was man hat, als aus der Nähe. Alles rückt in die richtige Perspektive“ (Knaus, 2013, S. 219).
Oktober: Tel Aviv, Israel – Meike lernt tauchen, lernt jede Menge „charmante, offene und flirtige Leute“ in Tel Aviv kennen, entspannt im Roten Meer, besucht Yad Vashem in Jerusalem, empfindet Demut und Dankbarkeit.
Kernsatz: „Wieder mal gemerkt: Oft braucht man einen Fußtritt, um das zu tun, was einen glücklich macht.“ (Knaus, 2013, S. 244 S.).
November: Addis Abeba, Äthiopien – Meike verlässt Addis Abeba fluchtartig und macht eine geführte Reise durch den Norden des Landes mit seiner „überwältigenden Schönheit“: Bahir Dar, Gondar, Axum, Mekele, Lalibela.
Kernsatz: „Der irrsinnige Zufall, ein eines der reichsten Länder der Erde hineingeboren zu sein, jederzeit ein Dach über dem Kopf gehabt zu haben, dazu eine gute Ausbildung, einen Beruf, den ich liebe, die Freiheit, alles tun zu dürfen, was ich will, reisen zu können, wohin ich will… Nichts daran ist selbstverständlich, nichts davon verdient“ (Knaus, 2013, S. 282).
Dezember: Havanna, Kuba – „Ich habe aus denselben Gründen Havanna auf meinen Reiseplan gesetzt wie die meisten Kuba-Besucher: hin, so lange die Kaputtheit noch so schön intakt ist; wer weiß, was nach Fidels Tod passiert. Damit erfülle ich das alte Diktum von Hans Magnus Enzensberger: ‚Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet'“ (Knaus, 2013, S. 291). Aus ihrem Reise-Blues rettet Meike der Besuch einer Münchner Journalistenkollegin, Annette.
Kernsatz: „Weltweit nerven Männer häufiger, als dass sie nicht nerven“ (Knaus, 2013, S. 305).
Nach 12 Monaten Kulturschocks, Selbsterfahrung und Freiheitsgefühlen, überraschenden Begegnungen und Zufällen, kommt Meike zu einer überraschenden Erkenntnis: „Das Geld von Jauch hätte ich gar nicht gebraucht“ (Knaus, 2013, S. 8). „Ich hätte jederzeit losziehen können. Ich hatte es immer selbst in der Hand, es wäre auch so gegangen (Knaus, 2013, S. 205). Das Jahr kostete sie insgesamt 60.000 Euro. Aber da sie weiterhin ihre Kolumnen und Auftragsarbeiten schreibt sowie ihren Reiseblog, verdient sie in diesem Jahr auch Geld. Sie investiert 10-12 Tage für die Schreibtischarbeit und 20 Tage hat sie frei für das Entdecken der jeweiligen Stadt.
Für die Lektüre von „Das große Los“ empfehle ich natürlich einen Cosmopolitan.
Cosmopolitan (für Meike Winnemuth und alle, die zumindest über ein kleines Globetrotter-Gen verfügen)
Der Cosmopolitan gehört in die Kategorie der Pre-Dinner-Cocktails und hier in die Kategorie der „Modern Martinis“.
Glas: Martiniglas, Garnitur: Limettentwist
4 cl Wodka Citron, 1 cl Curacao Triple Sec, 2 cl roter Cranberry Juice, 1 cl Cordial Lime Juice, 1 Dash frisch gepresster Limettensaft
Cocktailglas vorkühlen. Shaker zu 1/3 mit Eiswürfel füllen, Wodka, Cranberry Juice, Cordial Lime Juice einfüllen, mit dem Dash Limettensaft versehen und shaken bis das Glas beschlägt. Dann in ein Martiniglas abseihen. Mit einer dünnen, spiralförmig geschnittenen Limettenschale garnieren.
Wer keine Lust hat, Meikes Weltreise zu lesen, kann es sich mit dem Drink auch vor dem Fernseher gemütlich machen und ihn bei einer Staffel der Fernsehserie von Sex and the City genießen. Da der Cosmopolitan das Lieblingsgetränk der Hauptfiguren war, lebte sein Bekanntheitsgrad in den 1990er Jahre durch die Fernsehserie wieder auf.
Liebe Ute,
was für eine geniale Idee, ein Jahr genaus so um die Welt zu reisen, wunderbar, inspirierend und faszinierend!!!!!
Mein Lieblingssatz ist der folgende: „Reisen bedeutet eine Abfolge von ‚Ich hätte nie gedacht, dass ich mal‘ – Momenten -Situationen, die man nicht planen kann, weil man vorher nicht mal im Traum drauf käme“
Ich glaube, genau darum geht es und, dass du am Ende wieder an den Anfang gelangst, nur völlig anders und um so viele Erfahrungen reicher. Ich werde es mir gleich bestellen und im besten Sinne deines Blogs, darauf einen Cosmopolitan, der bei mir heute ein Radler ist, aber ich trinken ihn im Geiste eines Cosmopolitan,
danke für diese wieder einmal so besondere Reise,
viele Grüße,
Mia
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Ute,
der einzig wahre Cocktail zu diesem Buch, das ich nicht gelesen habe, das aber eine Erfahrung beschreibt, wie ich sie mir gelegentlich auch herbeitagträume.
Danke fürs Teilen und liebe Grüße
Jeanette
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Susi,
ich wäre wahrscheinlich nach Wanne-Eickel, Worpswede und Warstein gefahren, weil ich mich nicht wirklich in die weite Welt getraut hätte. Hätte das einen Unterschied gemacht? Ich hätte mich selbst jedenfalls überall hin mitgenommen und mich mit mir auseinandersetzen müssen. Da kann ein Cosmopolitan nicht schaden. Danke für den Buchtip, die Liste wird immer länger.
Liebe Grüße
Anne
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Susi,
welch interessante und gewagte Entscheidung, eine solche Reise zu unternehmen! Ich glaube, ich würde es eher mit Anne halten — ich bin immer ganz froh, wenn ich wieder zu Hause bin und in meinem eigenen Bett schlafen kann. Zum Glück sind zu Hause auch keine Kakerlaken (woanders weiß man ja nie, was einen erwartet).
Aber der Cosmopolitan, hmmm, der klingt verlockend :))
Fe.
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Susi,
so um die Welt zu reisen, ich glaube, das ist eine Erfahrung, die ich lieber selbst machen wollen würde, als darüber zu lesen. Schon mal gut zu wissen, dass man dafür keine halbe Mille braucht. 😉
Der Cosmo klingt lecker, den würde ich auf jeden Fall mal probieren. Aber ohne „Sex in the city“, so richtig gekickt hat mich das nie. 🙂
lg. mo…
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Susi,
ich hab das Buch inzwischen gelesen und es sehr genossen von der Couch aus auf Reisen zu gehen. Es ist ein sehr lebenskluges Buch. Ich hätte nie den Mut gehabt, mich jeden Monat in eine neue Stadt, eine neue Kultur und meistens auch noch in eine neue Sprache zu werfen. Abschied und Neubeginn ohne Unterlass, aber es ist toll, wie sich dadurch die Sichtweise auf die Welt verändert. Wenn ich mal wieder bei meinen Berlin-Reisen oder auch woanders hin ins Fremdeln komme, dann werde ich an den grandiosen Optimismus und den gnadenlosen Glauben an das Gute von Frau Winnemuth denken und dann wird mir das Lächeln sicher ein bisschen leichter fallen . Danke für diese tolle Anregung
Liebe Grüße
Anne
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Anne,
ich freue mich sehr darüber, dass Dir das Buch so gut gefallen hat. Ich hätte schon große Lust für ein Jahr zu verschwinden. Ich würde aber meinen Mann mitnehmen, somit wäre das Abenteuer nicht mit Frau Winnemuth zu vergleichen. Aber der Gedanke, jeden Monat in einer anderen Stadt meiner Wahl zu sein ist für mich mehr verlockend als abschreckend. Ich würde mit New York anfangen, Venedig müsste wieder dabei sein, Buenos Aires interessiert mich sehr, eine spanische Stadt am Meer, unbedingt Sydney, ja, wir können uns ja persönlich nächstes Wochenende unsere Traumstädte erzählen.
Bis dahin, alles Gute
Susi
Gefällt mirGefällt mir
Liebe Susi,
au ja, das machen wir und mit einem Cocktail in der Hand fliege sogar ich mit nach Venedig, das wäre auch eine meiner Städte. Ich überlege schon mal bis nächstes Wochenende, wohin denn noch so. Dabei fällt mir ein, das wäre doch auch eine tolle Übung für eine Schreibgruppenarbeit, Sich vorstellen, dass man ein Jahr Auszeit hat und 12 Städte bereisen kann. Wohin würde es warum gehen…
Liebe Grüße
Annre
Gefällt mirGefällt mir