Wenn ich zurückdenke, welche Bücher mir Spaß beim Lesen bereitet haben und welche mich auf irgendeine Art überraschten, dann fällt mir Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg: meine Reise auf dem Jakobsweg“ ein.
Dieses Buch belegte für 100 Wochen (!) Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste.
Durch Stress und eine ungesunde Lebensweise erleidet Hape Kerkeling 2001 auf der Bühne bei einem seiner vielen Auftritte einen körperlichen Zusammenbruch. Diagnostiziert wird ein Hörsturz und er muss seine Gallenblase entfernen lassen. Hape beschließt, eine Auszeit zu nehmen. Seine katholische Oma Bertha bringt ihn auf die Idee, den Jakobsweg zu gehen: von dem Städtchen Saint-Jean-Pied-de- Port in den französischen Pyrenäen bis Santiago de Compostela in Spanien. Am 9. Juni 2001 bricht er allein zu der Pilgerreise auf, nach 31 Tagen, am 20. Juli 2001, erreicht er nach seiner 800 Kilometer langen Wanderung sein Ziel.

Quelle: Wikipedia
Die überfüllten Pilgerunterkünfte, die er sehr schnell gegen kleine Hotels austauscht, und die langen, heißen Wegstrecken sind gar nicht nach Hapes Geschmack.
„Und mich befallen wieder Zweifel. ob ich als pummelige Couch potato wirklich gut daran tue, mal eben in Badelatschen die Pyrenäen zu überqueren. Dreißig Kilometer am Tag zu marschieren ist eben keine Kaffeefahrt. Mal geht´s besser mit dem Knie, dann wieder schlechter „ (Malik, 2006, S. 35).
Doch wie alle Alleinreisenden trifft er interessante Weggefährten und -gefährtinnen, die ihn begleiten und ermutigen, so dass er die Wanderung nicht abbricht, obwohl er öfter damit liebäugelt. Mit seinen Wanderfreundinnen Sheelagh aus Neuseeland und der Britin Anne erreicht er nach 31 Tagen die Kathedralkirche des Erzbistums Santiago de Compostela. Sie steht über einer Grabstätte, die dem Apostel Jakobus zugeschrieben ist.

Welches Fazit zieht Hape Kerkeling nach seiner Reise?
„In unserer nahezu entspiritualisierten westlichen Welt mangelt es leider an geeigneten Initiationsritualen, die für jeden Menschen eigentlich überlebenswichtig sind. Der Camino bietet eine echte, fast vergessene Möglichkeit, sich zu stellen. Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen“ (Malik, 2006, S. 342 f.). „Dieser Weg ist hart und wundervoll . (…) Er macht dich kaputt und leer. Restlos. Und er baut dich wieder auf. Gründlich. Er nimmt dir alle Kraft und gibt sie dir dreifach zurück. Du musst ihn alleine gehen, sonst gibt er seine Geheimnisse nicht preis“ (Mali, 2006, S. 343).
Und der Komiker und Humorist ist auf seinem Pilgertrip Gott begegnet: „Und wenn ich es Revue passieren lasse, hat Gott mich auf dem Weg andauernd in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet“ (Malik, 2006, S. 345).
„Der Schöpfer wirft uns in die Luft, um uns am Ende überraschenderweise wieder aufzufangen. (…) Und die Botschaft lautet: Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein“ (Malik, 2006, S. 345).
Auch dieses Buch wurde mit Devid Striesow in der Titelrolle 2015 verfilmt.

Quelle: tagesspiegel
Der Trailer verspricht einen vergnüglichen Abend, ich habe mir die DVD jetzt in der Bibliothek vorbestellt, da sie natürlich ausgeliehen ist.
Ich bin Hape Kerkeling sehr dankbar für seine ehrliche und offene Schilderung der Pilgerreise, denn nach der Lektüre des Buches bin ich mir sicher: diesen Pilgerweg werde ich nicht gehen.
Welcher Drink spendet Trost und Energie bei der Ankunft in einer spanischen Unterkunft am Abend mit Blasen an den Füssen ?
Bloody Mary ist ein klassischer Cocktail aus Wodka, Tomatensaft und Gewürzen. Der Longdrink gehört zur Gruppe der Corpse Reviver, Painkillers bzw. „Pick-me-ups“, den so genannten „Katergetränken“. Ich denke, er baut nicht nur nach einer durchzechten Nacht, sondern auch nach einem zermürbenden Pilgermarsch wieder auf.
Bloody Mary (für Hape Kerkeling)

Glas: Longdrinkglas (26,6 cl), Garnitur: Selleriestange
4 cl Wodka, 12 cl Tomatensaft, 1 cl Zitronensaft, 1 – 2 Tropfen Tabasco, 2 dashes Worcesterhire Sauce, Selleriesalz, frisch gemahlener Pfeffer
Im Rührglas auf Eiswürfel Wodka, Tomatensaft, Zitronensaft, Tabasco, Worcesterhire Sauce, Salz und Pfeffer mit einem Barlöffel oder Rührstab gut verrühren. Ohne Eis (!) in ein Longdrinkglas durch ein Sieb umfüllen. Mit der Selleriestange garnieren.
Liebe Susi,
also bei Bloody Mary denk ich eher an die blutigen Blasen, die man auf dieser Pilgerreise irgendwann sicher an den Füßen hat. Ich glaube ich würde abends eher mit dem Ruf nach Wasser über die Ziellinie kriechen und irgendwann würde es mich vielleicht nach einem Gin Tonic dürsten. Aber kalte Tomatensuppe mit Alkohol, den man nicht wirklich schmeckt? Na ja ist Geschmackssache. Das Buch habe ich mit viel Vergnügen gelesen, allerdings auch ohne einen Nachahmungswunsch zu verspüren. Den Film fand ich nicht so doll. Man merkt wie sehr sich Devid Striesow bemüht, Hape Kerkeling zu sein. Ist er aber nicht – aber die Landschaften sind sehr ansehnlich. Viel Spaß beim gucken und da passt bei dieser Hitze sicher auch eine Bloody Mary.
Na dann Prost
Anne
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Liebe Küchenmarie,
jetzt bin ich gespannt, ob mich der Film enttäuscht, den Trailer fand ich sehr animierend. Ja, schade, dass Dir mein Cocktail nicht schmeckt, aber er soll ja auch nur in „Notsituationen“ als „Medizin“ getrunken werden, zum Genießen suchen wir uns etwas anderes aus!
Herzliche Grüße
Susi
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Hat dies auf Mia.Nachtschreiberin. rebloggt und kommentierte:
Liebe Ute, „Bloddy Mary“ als Katergetränk nach einerm durchwanderten Tag mit zumeist nur sich selbst auf dem Pilgerweg, das klingt auf jeden Fall verlockend gut für mich.
Ich mag Hape Kerkeling und ich mochta auch seine unkonventionelle Art den Weg zu gehen, ehrlich und eben so anders wie jeder Weg ein anderer ist. Der Film vermag natürlich nicht an das Buch heranzureichen, aber er folgt für mein Verständnis sehr humvorvoll der Essenz des Buches, auch noch einmal anders.
Den Weg wollte ich auch schon immer mal gehen, auch anders von Santiago bis ans Meer, eben anders und am liebsten entgegengesetzt, also der eigentlichen Pilgerroute entgegen, naja, vielleicht bald mal …
Liebe Grüße,
Mia
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